Der Diebstahl des Linzer Maibaums 1976.
Heuer gibt es leider nicht so viel zum Thema Maibaum zu berichten. Darum haben wir eine nicht herkömmliche Maibaumgeschichte recherchiert. Die Angaben zu diesem Artikel kommen von MagdaleningerInnen die damals mit dabei waren, auch wenn manche Erinnerungen schon etwas verblasst sind (andere Erinnerungen dafür sehr farbenprächtig wurden :-)), konnten wir diese Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit rekonstruieren. Danke auch an das OÖ Volksblatt und die OÖ Anchrichten, die in ihren Archiven stöberten.
Sollte der eine oder andere Magdaleninger noch weitere Informationen haben oder über Bildmaterial verfügen, würden wir uns über Zusendung auf info@mv-magdalena.at sehr freuen.
Teil 1 – Der Diebstahl
Im Jahre 1976 wurde, nach 40 Jahren Pause, wieder ein Maibaum am Linzer Hauptplatz aufgestellt. Pate für diesen Baum stand das Kaufhaus „Kraus und Schober“ (später „Quelle“ Kaufhaus, heutiges Bank Austria Gebäude am Hauptplatz).
Bereits am Freitag 30. April versuchten die Magdaleninger, den Maibaum vom Linzer Hauptplatz zu stehlen. Aber dort hatten sich zu dieser Zeit viele andere Diebesgruppen eingefunden die alle erfolglos wieder heimfahren mussten, so auch die Magdaleninger.
Aber die Magdaleninger ließen nicht locker und starteten am Samstag 01. Mai erneut den Maibaum zu stehlen. Im Gasthaus Reichl trafen sich Felix Scharl, Roman Schinagl, Rudi Trathnigg, Walter Osterkorn, Christian Wakolbinger, Heinz Gassl, Rudi Hofbauer, Rudi Fries, Erich Osterkorn und etliche andere Einheimische. Ein erster Versuch den Maibaum zu stehlen wurde vereitelt, aber beim zweiten Mal waren die Magdaleninger erfolgreich.
Mit zwei Traktoren, einer mit angehängtem Holzwagen von der Kogler Säge, einer mit dem Anhänger voller Diebe, macht man sich auf den Weg nach Linz. Der Weg führt über die Eisenbahnbrücke. Beim Parkbad wird der Zug von der Polizei gestoppt und zum Umdrehen aufgefordert. (Es wird berichtet, dass der Bauer Schinagl den kleinsten Gang einlegte, vom Traktor sprang und den Polizisten darauf hinwies, dass er ja gar nicht fahre). Rasch erkennen die Polizisten, dass die „leicht“ übermotivierte Truppe nur durch massive Amtshandlungen zu stoppen ist oder eben das Brauchtum zum Zug kommt. So fahren die Magdaleninger weiter zum Hauptplatz.
Gegen 11:00 Uhr trifft man dort ein. Die Aufpasser von Kraus und Schober wollen jedoch den Maibaum nicht rausgeben. Musikobmann Heinz Gassl, der sehr gute Kontakte zum Geschäftsführer von Kraus und Schober hat, besteht auf einem nächtlichen Telefonat. Dieses erfolgt und die Zustimmung zum Diebstahl wird gegeben. Mittlerweise ist auch eine Polizeistreife am Hauptplatz eingetroffen.
Man einigt sich auf eine „Wegschau-Frist“ von 45 Minuten: „Wenn dann der Baum liegt, dann kriagt‘s ihn!“ Der Maibaum wird mit Schwabbeln umgelegt. Ob es dem Zeitdruck oder dem Gewicht des Baums geschuldet war ist heute schwer festzustellen, auf alle Fälle gerät der Maibaum außer Kontrolle und fällt das letzte Stück zu Boden. Dabei bricht der Baum an der denkbar ungünstigsten Stelle, nämlich in der Höhe des untersten Kranzes. Der Baum wird verladen und, damit dieses Mal alles gut geht, von der Polizei nach St. Magdalena eskortiert.
Währenddessen weckt Heinz Gassl den Musikkollegen Josef Doppelhammer, der, als gelernter Tischler, den kaputten Maibaum wieder richten soll.
Gegen 01:00 Uhr trifft der Maibaum in St. Magdalena ein. Erst jetzt beginnt man ein Loch für den Baum im Gastgarten des Gasthaus Reichl zu graben. Während eine Gruppe ein 2 Meter tiefes Loch in den harten Boden „klopft“, beginnt eine zweite Gruppe mit der Reparatur des Maibaums. Schnell stellt sich heraus, dass man mit dem reinen Zusammenstückeln nicht die notwendige Stabilität erreicht. Nun wird Alfred Kaufmann (Schmied in Dornach) aufgeweckt. Dieser macht in der nächsten Stunde Eisenschellen um der „Stückelstelle“ den richtigen Halt zu geben.
Beim Hellwerden ist es geschafft. Der Baum steht. Die Maibaumdiebe feiern im Gasthaus Reichl weiter.
Fazit: „Warum Planen wann’s eh so a geht“ 🙂
Ende 1. Teil
Teil 2: „Die Auslöse und Rückkehr des Maibaums“ gibt’s am 06. Mai hier zu lesen.